Dienstag, 22. September 2015

Schärfe? das ist kein  Geschmack, das ist ein Schmerz. Erkenntnis der letzten Wochen! Das Essen hier ist zwar mega lecker, aber meiner Meinung nach todesscharf. Die anderen sehen das aber anders und ich werde immer ausgelacht, wenn ich nach der Hälfte nicht weiteresse aus Angst, sonst Feuer zu spucken. Meine Gastfamilie nimmt glücklicherweise Rücksicht auf meine deutschen Geschmacksnerven. Gegessen wird hier mit der Hand, was ich irgendwie ziemlich cool finde. Mein Gastvater Daniel freut sich immer, dass ich mich anpasse und auch mit den Händen esse. Weitere Erkenntnis bezüglich des Essens: die Knochen werden mitgegessen, weil das gut für die Zähne ist. So weit geht mein Anpassungswille dann aber nicht.
So, genug mit Essen, jetzt kommen die neusten Neuigkeiten. Ich bin mal wieder mit der afrikanischen  Art aneinandergeraten. Hier im Jugendzentrum ist ein Junge, der mich zuerst heiraten wollte und sich dann, als ich im endlich klargemacht hatte, dass ich nicht seine Freundin sein will, in den Kopf gesetzt hat, dass wir ja beste Freunde sein könnten und über alles reden könnten. Also hat er mir täglich eine Nachricht geschrieben oder mich angerufen. Irgendwann habe ich ihn richtig angebrüllt, dass er mir einfach nur unglaublich auf die Nerven geht. Als er mir dann zur Entschuldigung Schokolade geschenkt hat, habe ich dann wirklich zu viel gekriegt. Ich hatte ihm nämlich schon mehrfach gesagt, dass ich keine Geschenke von ihm will. Außerdem habe ich mich gestern leicht über die Verantwortlichen des Jugendzentrums aufgeregt, weil die Besprechungen hier immer leichtchaotisch laufen. Niemand ist so richtig bei der Sache und man kommt nur ganz langsam voran. Naja, heute habe ich dann begriffen, wie das hier läuft. man muss einfach hartnäckiger sein und darf nicht lockerlassen, wenn man irgendwas von irgendwen will, sonst passiert nämlich nie was. Ich glaube, dass ich mich an einige Dinge hier zwar noch gewöhnen muss und lernen muss, damit umzugehen, aber insgesamt fühle ich mich doch sehr wohl hier.
Momentan sind wir dabei, uns eine Aufenthaltsgenehmigung für Togo zu beantragen, was irgendwie einigermaßen furchtbar ist. Was die Arbeit im YMCA angeht, hat sich eigentlich kaum was geändert. Wir machen immer mehr oder weniger das gleiche. Ist aber trotzdem nicht langweilig. Oh, etwas neues gibt es doch. Wir haben ab dieser Woche einen Ewe-Lehrer.
Die Wochenenden verbringe ich bei meiner Gastfamilie. Ich habe sogar schon ein paar Mal beim Kochen geholfen. Samstagabend war ich mit Cathrin, Isi und Samuel, dem Neffen von Cathrins Gastvater unterwegs. Als ich um 23Uhr zurückkam musste ich fesstellen, dass ich keinen Schlüssel habe und auch keine Handynummer von irgendwem. Also bin ich quasi ins Haus eingebrochen. Meine Gastfamilie hat mich ziemlich ausgelacht, als ich das erzählt habe. Sonntag war ich auf einer afrikanischen Hochzeit. Das war echt richtig cool.

Montag, 7. September 2015

gné mou do na végbé o

Ich dachte mir, ich nutze mal die Gelegenheit, das Internet funktioniert gerade einigermaßen, um euch noch einmal auf den neuesten Stand zu bringen. Ich sitze jeden Morgen in der Bibliothek und lerne Französisch, eigentlich. Praktisch finde ich Ewe aber viel cooler. Ich stelle mich auch garnicht so doof an, die leute hier freuen sich immer, wenn ich mich darin versuche, in Ewe mit ihnen zu kommunizieren. Die Überschrift bedeutet übrigens: "Ich spreche kein Ewe". Die Nachmittage verbringen wir mit den Jugendlichen, die herkommen. Wir machen dann einfach spontan irgendwas, worauf wir Lust haben, Fußball oder Volleyball oder so.
Wir durften aber aber auch schon an ein paar besonderen Veranstaltungen teilnehmen. Donnerstag waren wir in Bagbe, beim Landwirtschaftsprojekt, das der YMCA dort hat, um die Absolventen zu verabschieden. Das war schon sehr cool. Ich fand es aber etwas irritierend, dass wildfremde Leute Fotos von mir gemacht haben und, dass die Mitarbeiter vom YMCA Bagbe mich nach neuen Projektideen gefragt haben und sich glaube ich irgendwas tolles von mir erhofft haben.
Am Wochenende habe ich die vermutlich interessanteste, aber auch herausforderndste Erfahrung meines Lebens gemacht. Wir waren in Kouma Bala, einem winzigkleinen Dorf in der Nähe von Kpalimé, zu einer Beerdigung von irgendwem, den meine Gastfamilie kannte. Ich glaube, jetzt weiß ich, was ein Kulturschock ist. Das Klo ist ein Loch im Boden, fließendes Wasser gibt es nicht und viele Leute leben tatsächlich in halbvergammelten Lehmhütten. Außerdem hat es mich leicht überfordert, dass die Familie des Verstorbenen sich für meine Anwesenheit bedankt hat und, dass ich die ganze Zeit von einer Horde Kinder umgeben war, die immer yovo, yovo gerufen haben und mich angefasst haben wie ein Tier im Zoo. Da war auch ein Mann, der mir vorschlug, ihn zu heiraten. Ich war doch ziemlich froh, danach wieder ins luxuriöse Lomé  zu meinen ganzen Gastgeschwistern zurückkehren zu dürfen.
Gestern war ich am Strand in der Strandbar Cocobeach zur Verabschiedung von irgendwelchen englischen Volontären, die ich eigentlich kaum kannte. War aber nicht schlecht, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich irgendwie nicht so richtig damit umgehen kann, dass ich von fremden Männern angefasst, angetanzt und nach meiner Nummer gefragt werde. Ich weiß nie, wie ich jetzt am besten reagieren soll, irgendwie lassen die sich auch nicht abwimmeln.
Naja, diese Woche geht die Arbeit, wie gewohnt weiter, wir sind die meiste Zeit uns selbst überlassen, lernen Französisch und Ewe und machen, worauf wir halt so Lust haben. Heute bei der Mitarbeiterbesprechung sollten wir über die letzte Woche und unsere Pläne für diese Woche berichten. Diese Aufforderung traf uns leider ziemlich unvorbereitet, aber ich habe mich glaube ich doch ganz gut geschlagen. Nachmittags wird es noch eine Kennlernveranstaltung mit den Mitarbeitern geben

Mittwoch, 2. September 2015

Bienvenue au Togo

Hallo Leute, ganz viele liebe Grüße aus Togo. Seit Samstag bin ich jetzt hier und manchmal ist es immer noch wie im Traum.
Nach einem tierisch langweiligen, aber eigentlich angenehmen Flug, kamen wir am Flughafen in Lomé an. Dort mussten wir dann aber erstmal fast 2 Stunden an der Passkontrolle warten. Ich habe das Gefühl, dass die Leute hier voll Angst vor Ebola habe. Überall am Flughafen liefen Ärzte in weißen Kitteln mit Fieberthermometern rum, wir müssten Fragebögen über unseren Gesundheitszustand ausfüllen und es wurde Fieber gemessen. Als wir dann endlich durch waren, wurden wir von ein paar Leuten vom YMCA richtig nett empfangen. Die erste Nacht haben wir im Foyer des Marins, einem Hotel der deutschen Seemannsmission, verbracht. Wir sind dann auch relativ kurz nach unserer Ankunft ins Bett gefalllen, weil wir so müde waren.
Sonntag ging es dann nach einem Ausflug zum Strand endlich in die Gastfamilie, auf die ich schon unglaublich gespannt war. Meine Gastfamilie ist total nett, aber es leben sehr viele Menschen dort. Ich habe das Gefühl, dass ich immer noch nicht alle kennengelernt habe. Ich habe ein Zimmer und ein Badezimmer für mich alleine. Die Familie ist glaube ich ziemlich reich, es gibt 2 Fernseher (warum?!). Immer, wenn ich vom YMCA nach Hause komme,werde ich freundlich begrüßt und jeder will sich mit mir unterhalten.
Unser erster Tag im YMCA war sehr interessant. Wir haben gleich die togolesische Pünktlichkeit kennengelernt. Wir wurden statt um 8 um halb 10 abgeholt. Also waren wir gleich am ersten Tag zu spät zur Mitarbeiterbesprechung, die dann extra unterbrochen wurde, um uns zu begrüßen. Den restlichen Montag haben wir gewartet, erst in der Bank, dann bei einem Telefonanbieter auf unsere neuen SIM-Karten.
Gestern wurden wir vom Präsidenten des YMCA in der région maritime über die Struktur des YMCA aufgeklärt. Danach haben wir in der Bibliothek gesessen und eigentlich nichts gemacht und nachmittags einige Jugendliche kennengelernt, die öfter hierher kommen.
Heute sollten wir eigentlich Französischlernen, haben aber lieber  mit Josuéss Hilfe Ewe gelernt. Josué liebt den YMCA und kommt in den Ferien jeden Tag her. Er kann auch Deutsch, weil er davon träumt, nach dem Abi ein Volontariat beim CVJM Deutschland zu machen. Naja, gerade spielen wir Dart und Karten. Ich habe ein wenig das Gefühl, dass momentan niemand weiß, was er mit uns machen soll. Aber es ist trotzdem coolhier, weil einfach immer irgendwelche Leute da sind, mit denen man sich unterhalten oder irgendwas machen kann.
Naja, ich versuche mich, bald wieder zu melden. Fotos kommen später mal, wenn ich besseres Internet habe.